
🌈 Ferien mit Autismus: Fluch oder Segen für neurodivergente Kinder?
Ferien – für viele ein Synonym für Freiheit, Erholung und Abenteuer. Doch für Familien mit neurodivergenten Kindern, insbesondere mit Autismus oder ADHS, können Ferien auch eine echte Herausforderung sein. Fluch oder Segen? Eine Frage, die sich nicht pauschal beantworten lässt. Deshalb möchte ich euch heute ganz persönlich erzählen, wie wir Ferien erleben – mit all ihren Höhen und Tiefen – und was uns hilft, diese Zeit gut zu gestalten.
🧠 Warum Ferien für autistische Kinder so herausfordernd sein können
Kinder im Autismus-Spektrum sind oft stark auf Routinen und vorhersehbare Abläufe angewiesen. Diese Struktur gibt ihnen Sicherheit in einer Welt, die sich für sie oft chaotisch und überwältigend anfühlt. Wenn die Ferien beginnen, fällt plötzlich der gewohnte Tagesablauf weg – Schule, feste Zeiten, bekannte Abläufe. Und genau das kann zu Stress, Überforderung und emotionalen Ausbrüchen führen.
Auch nach den Ferien beginnt der Übergang erneut – und mit ihm die Herausforderung, sich wieder in die alte Struktur einzufinden. Für viele neurodivergente Kinder ist dieser Wechsel ein echter Kraftakt.
🧭 Unsere Strategie: Struktur mit Flexibilität
Bei uns bedeuten Ferien: nichts muss, alles kann. Eine Pause vom Alltag, die oft dringend nötig ist. Trotzdem versuchen wir, eine gewisse Grundroutine beizubehalten.
- Wir passen den Tagesplan an, lassen aber feste Elemente wie Essen oder Badroutine bestehen.
- So bleibt ein Stück Selbstständigkeit erhalten, ohne zu überfordern.
- In den ersten Tagen der Ferien und auch beim Schulstart braucht unser Sohn mehr Begleitung – das ist okay.
👀 Begleitung mit Fingerspitzengefühl
Begleitung heißt bei uns nicht, ständig neben ihm zu stehen. Es bedeutet, aufmerksam zu beobachten, um frühzeitig eingreifen zu können, bevor eine Situation eskaliert. Denn kleine Auslöser – wie ein nicht haftender Kleber beim Basteln oder ein Loch im Pfannkuchen – können große Emotionen auslösen.
Wir kennen diese Momente inzwischen gut.
- Mehrere Klebersorten im Haus? Check.
- Pfannkuchen flicken mit Teig? Auch das klappt. Es sind oft die kleinen Dinge, die den Unterschied machen – und die zeigen, wie wichtig es ist, vorbereitet zu sein.
🚫 Keine Verabredungen zu Ferienbeginn
Ein weiterer Punkt, der sich bei uns bewährt hat: Keine sozialen Termine direkt zu Beginn der Ferien oder nach Schulstart. Die emotionale Regulation braucht Zeit. Erst wenn sich die innere Sicherheit wieder stabilisiert hat, gehen wir neue Herausforderungen an.
🏡 Umgebung anpassen – mit Liebe und Respekt
Wir gestalten unsere Umgebung so, dass sie unserem Sohn Sicherheit gibt. Das bedeutet nicht, dass ich mich als Mutter komplett zurücknehme. Im Gegenteil: Ich genieße diese intensive Zeit, in der ich nah bei ihm bin – und mich durch gezielte Unterstützung nach und nach wieder zurückziehen kann.
💬 Hilfe annehmen – eine gemeinsame Lernreise
Ein ganz wichtiger Punkt: Dem Kind niemals das Gefühl geben, es könne etwas nicht allein schaffen. Denn das kann es – nur manchmal braucht es eben Unterstützung. Hilfe anzunehmen ist bei uns ein Lernprozess. Aber durch liebevolle Worte, gemeinsame Problemlösung und das Teilen eigener Erfahrungen gelingt es immer besser.
Ich erzähle oft, wie mir selbst mal etwas misslungen ist, wie ich etwas reparieren musste oder wie ich mich gefühlt habe. Während ich erzähle, lösen wir das Problem gemeinsam – und das stärkt nicht nur das Selbstvertrauen, sondern auch unsere Verbindung.