
Unsere Reise mit einem neurodivergenten Kind: Vom Verdacht zur Diagnose
Frühe Anzeichen und erste Schritte
Unsere Reise begann schon sehr früh. Bereits im Kindergarten fielen einige Auffälligkeiten auf. Unser Sohn lief erst sehr spät, fiel oft hin und spielte lieber alleine mit seinen Dinosauriern. Rituale wie das Schließen der Türen und das Umarmen bei Verabschiedungen wurden von zu Hause in die Kita übernommen und führten zu Schwierigkeiten. In der Kita konnten die Türen nicht geschlossen bleiben, was zu Unverständnis und Frust führte. Auch wollte nicht jedes Elternteil von unserem Sohn mit einer Umarmung verabschiedet werden.
Schon mit zwei Jahren hatte er einen sehr großen Wortschatz und ein ausgeprägtes Wissen über sein Spezialinteresse: Dinosaurier. Der Punkt, an dem man uns in der Kita ansprach, dass etwas anders sei und wir das untersuchen lassen sollten, kam schnell. Doch weder der Kinderarzt noch die erste Vorstellung bei der Frühförderung brachten uns weiter. Stattdessen warf man uns vor, an unseren Erziehungsmethoden etwas ändern zu müssen.
Unser Umgang mit der Entwicklung unseres Kindes
Wir änderten nicht unsere Erziehung, sondern akzeptierten von Anfang an seinen eigenen Rhythmus in der Entwicklung. In der Schule wurde dann schnell klar, dass etwas anders ist. Die Klassenlehrerin erkannte das früh und kontaktierte uns. Es dauerte etwa sechs Monate, bis wir Gewissheit hatten: Unser Sohn ist Autist. Seine genaue Diagnose lautete Asperger-Syndrom.
Die Herausforderung: Autismus verstehen und akzeptieren
Bis zu diesem Zeitpunkt hatten wir uns nie mit dem Thema Autismus auseinandergesetzt und wussten nicht, dass Autismus unser Leben so sehr verändern würde. Aber wie geht es jetzt weiter? Diese Frage stand unbeantwortet im Raum. Durch viel Recherche, Fachliteratur und den Kontakt über soziale Medien mit Betroffenen klärten wir uns darüber auf, was das nun bedeutet und wie wir das Umfeld anpassen können, um unseren Sohn besser zu verstehen.
Das Leben durch die Augen eines autistischen Kindes
Eins kann ich an dieser Stelle sagen: Nein, es ist kein Weltuntergang, denn das Leben durch die Augen eines autistischen Kindes zu sehen, zeigte mir erst, was wirklich wichtig ist! Es vergingen viele Monate mit Stress, Anträgen, Therapien und Telefonaten. Oft fühlte man sich allein und unverstanden. Rechtfertigungen und Erklärungen in der Schule, gegenüber anderen Eltern oder auch in der Familie machten das Ganze nicht einfach.
Struktur und Unterstützung im Alltag
Der Punkt, an dem mir klar wurde, dass das Problem nicht die Neurodivergenz ist, sondern die viel zu geringe Aufklärung in unserer Gesellschaft, war entscheidend. Ich suchte viel im Internet und fand heraus, dass Struktur oft hilft. So erstellte ich Tages- und Alltagspläne, die wir dauerhaft im Einsatz hatten. Auch in der Schule halfen diese. Kopfhörer und visuelle Zeitangaben kamen ebenfalls zum Einsatz und begleiten uns bis heute täglich.
Die Gründung unseres Loris Shops
Einen Ort, eine Seite, die Aufklärung und Unterstützung bieten könnte, wäre eine große Hilfe gewesen. So kam die Idee unseres Loris Shops. Ein Ort, der Produkte oder Ideen für den Alltag mit einem neurodivergenten Kind bietet. Ein Ort, an dem man sich nicht verstellen, verstecken oder erklären muss. Denn Verständnis bekommt man dort, wo Wissen und Erfahrung herrschen.