
Warum Rückzugsmöglichkeiten für neurodivergente Kinder essenziell sind
Wir bemerkten früh, wie wichtig es für unseren Sohn war, sich aus dem Trubel zurückzuziehen und alleine zu spielen. Geburtstage, Ausflüge oder der alltägliche Lärm – er brauchte Momente für sich. Für uns war das völlig in Ordnung. Wer weiß besser, wann Ruhe notwendig ist, als man selbst?
Im Kindergarten und später in der Schule spielte er oft alleine, weil die anderen Kinder seine Art zu spielen nicht verstanden. Doch für ihn war das kein Problem – es war seine Möglichkeit, zur Ruhe zu kommen. Damals sahen wir ihn als unseren "kleinen Träumer".
Rückzugsmöglichkeiten in der Schule – ein unterschätztes Bedürfnis
Als unser Sohn eine Schulbegleitung bekam, wurde schnell klar, dass Pausen und eine räumliche Trennung ihm enorm halfen. Kopfhörer schützten ihn vor Lautstärke, doch es gibt noch so viele andere Reize, die zur Überforderung führen können.
Die Klasse hatte keinen separaten Bereich, sodass er „Arbeitspausen“ einlegte. Diese Pausen dienten dazu seine Aufgaben in einem gesonderten ruhigen Raum erledigen zu können. Diese waren meist schneller und konzentrierter abgeschlossen als im Klassenverband. Auch „Ruhe-Pausen“ halfen ihm, neue Kraft für den Tag zu schöpfen.
Als unsere Tochter mit 17 Jahren ihre Diagnose bekam, sprach sie mit ihren Lehrern über ihre Herausforderungen. Auch ihr half es enorm, räumlich getrennt zu arbeiten. Klassenarbeiten und Abiturprüfungen konnte sie separat schreiben – für sie war das die größte Unterstützung.
Warum sind Rückzugsorte für neurodivergente Kinder so wichtig?
Unser Alltag ist voller Reize: Lautstärke, Bewegungen, Menschen, Farben, Gerüche – selbst für neurotypische Menschen kann das zu viel sein. Wie viel belastender ist es dann für neurodivergente Kinder?
Daher sollten Kinder immer die Möglichkeit haben, sich zurückzuziehen – sei es ins eigene Zimmer, in eine Höhle oder ein Zelt. Doch solche Räume müssen nicht nur zu Hause existieren, sondern auch in Kindergärten, Schulen und Freizeiteinrichtungen.
Lösungsansätze für eine inklusivere Gesellschaft
In Schulen könnten Sinnesräume oder Arbeitsräume eingerichtet werden. Diese sollten verschiedene Bereiche bieten:
✔ Ruhezonen für Entspannung
✔ Bewegungsbereiche zum Austoben
✔ Abgeschirmte Arbeitsplätze für konzentriertes Lernen
Schauen wir nach Skandinavien – dort ist das bereits Alltag. Viele Schulen sind mit solchen Rückzugsorten ausgestattet, sodass Kinder in unterschiedlichen Bereichen arbeiten können – genau so, wie sie es brauchen.
Strukturierte Lernumgebungen würden ALLEN Kindern helfen, besser und integrierter zu lernen!