Diagnose Asperger-Syndrom

Was passiert nach der Diagnose "Neurodivergenz"?

Viel Recherche und Eigeninitiative gefragt

In unserem Fall brauchten wir viel Recherche und Eigeninitiative. Obwohl wir die Diagnose erhielten, ließen uns die Fachleute oft allein, wenn es darum ging, wie es weitergeht und welche Unterstützungsmöglichkeiten es gibt.

Bei unserem Sohn

Die ersten Schwierigkeiten traten in der Schule auf. Daher war unser erster Schritt, das Problem dort anzugehen. Durch Rücksprache mit der Klassenlehrerin wurde schnell klar, dass wir eine Schulbegleitung, also eine Integrationshilfe, für unseren Sohn beantragen mussten. Dies dauerte länger als gedacht. Da unser Sohn mindestens durchschnittlich intelligent ist, lief der Antrag über das Jugendamt – wäre dies anders gewesen, hätte die Pflegekasse zuständig sein müssen. Wir füllten viele Anträge aus und warteten dann auf eine Antwort. Doch nicht zu lange, da wir regelmäßig anriefen, um den Stand unseres Antrags zu erfahren. Dabei stellte sich oft heraus, dass noch Unterlagen fehlten. Als die Genehmigung schließlich vorlag, begann die Suche nach einer Integrationshilfe. Dies dauerte über ein Jahr, sodass unser Sohn erst in der vierten Klasse eine Schulbegleitung erhielt.

Zeitgleich bekamen wir eine Genehmigung vom Jugendamt für eine Autismus-Therapie. Nach langer Recherche ließen wir uns auf die Warteliste setzen. Für uns dauerte das Ganze jedoch zu lange, und wir erhielten nicht die nötige Unterstützung. Die schulischen Probleme, insbesondere im sozialen Bereich, wurden immer größer, sodass ich mir ernsthafte Sorgen machte. Er kam regelmäßig nach Hause und erzählte von Ausgrenzungen und davon, dass er nicht mehr zur Schule gehen wollte. Dabei stellten wir fest, dass das eigentliche Problem oft Unwissenheit und Intoleranz war.

Trotzdem suchten wir nach Therapiemöglichkeiten und fanden eine Kinderpsychologin in der Nähe. Der Austausch und die Gespräche mit unserem Sohn halfen enorm. Er geht mittlerweile seit zwei Jahren dorthin und freut sich auf die Sitzungen.

Abgesehen von den Therapiemöglichkeiten passten wir unseren Alltag an die Bedürfnisse unseres Sohnes an. Kurzfristige Urlaubsreisen waren schon immer eine schlechte Idee, jetzt wussten wir auch warum. Gute Planung und eine lange Vorbereitungszeit für anstehende Termine, Urlaube oder Veränderungen waren wichtig, und wir ließen uns darauf ein. Der Austausch im Internet und das Lesen von Fachbüchern halfen uns, unseren Sohn besser zu verstehen. Wir wussten nun, dass es für ihn wichtig ist, immer über die Stange zu balancieren, bevor es zum Schwimmen geht – wirklich immer, egal wie spät es ist. Wir wussten auch, dass es völlig normal ist, wenn er langsamer läuft, um die Linien auf dem Boden nicht zu betreten, oder wenn er unbewusst Geräusche macht, wenn er gestresst ist.

Seit einem halben Jahr bekommt er auch die Autismus-Therapie. Diese findet bei uns zu Hause statt, aber es gibt dazu verschiedene Möglichkeiten. Informiert euch im Vorfeld über die Therapie-Methode, denn nicht jede Therapieart ist hilfreich.

Bei unserer Tochter

Bei unserer Tochter lief alles ganz anders. Sie erhielt die Diagnose und zeitgleich eine Medikation. Regelmäßig muss kontrolliert werden, ob die Medikamente angepasst werden müssen. Der Blutdruck wird überprüft und das Gewicht dokumentiert. Weitere Gespräche im Rahmen der ADHS-Therapie sind dabei weiterhin angeraten.

Was muss ich nach einer Diagnose beachten?

  • Therapiemöglichkeiten abklären
  • Gegebenenfalls einen Medikamentenplan erstellen lassen
  • Anträge bei dem zuständigen Amt für Therapien oder Integrationshilfen stellen
  • Sich bei verschiedenen Agenturen für eine Integrationshilfe vermerken lassen

Weitere Möglichkeiten

  • Antrag auf Feststellung der Schwerbehinderteneigenschaft
  • Antrag auf eine Pflegestufe
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